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Song of my life

  • Autorenbild: Asja
    Asja
  • 16. März 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. März 2024

Weinen ist seit den ischämischen Insulten für mich total normal geworden. Nicht dass ich vorher mit meinen Tränen ein Problem gehabt hätte, aber zumeist zeigte ich sie aus Scham nicht. Irgendwo in meinem Entlassungsbrief aus der psychosomatischen Klinik steht der Begriff "Affektlabilität". Wenn ich diesen für mein Seelenheil bräuchte, könnte ich ihn annehmen, aber ich lerne lieber zu mir zu stehen und gewöhne mir die Scham ab. Ich habe mich einfach nicht mehr so hart im Griff wie früher und kann verhindern, dass mir die Tränen kommen, wenn mich etwas berührt. Und ganz ehrlich? Ich will den empfindsamen Teil meines Selbst nicht länger verbergen. Schon gar nicht aus Scham. Also gehören Taschentücher neuerdings zu meiner festen Handtaschen-Grundausstattung.


So war es auch als ich den Song "The Shore" von Matt McClure das erste Mal hörte. Da sang dieser Mann mit dem langen Bart und mein erster Gedanke war: dieser Typ passt überhaupt nicht zu dem Lied. Dann erstarrte ich ob des Textes. Jedes Wort traf in meine verwundete Seele und goss sich wie Balsam über die wunden Stellen, weil ich mich nicht länger wie der unverstandene Sonderling mit der Macke fühlte, als der ich mich monatelang verurteilte. Ergo heulte ich ein um die andere Wiederholung in der Endlosschleife wie ein Schlosshund.



Du verlorst das Gleichgewicht und fielst wieder ins Meer.

Mein Herz sank, als ich sah, dass du nicht schwimmen konntest.

Ich versuchte, dich herauszuziehen, aber du sagtest: "Lass mich einfach ertrinken."

Du wolltest all die Dinge, die dich runterziehen, nicht loslassen

Dann sprang ich ins Wasser, die Dunkelheit bedeckte meinen Kopf

Du zogst mich in die Tiefe, ich versuchte, dir meinen Atem zu geben

Aber es war dir egal

Ich berührte dein Gesicht und sagte

"Ich muss dich loslassen, mir geht die Luft aus"


Ooh, ich kann endlich sehen

Du scherst dich einen Dreck um mich

Wofür habe ich gekämpft?

Ich schätze, ich werde es nie erfahren

Ich kann das nicht mehr tun

Ich schwimme zum Ufer


Ich legte meinen Umhang ab, dieser Superheld wird dich nicht mehr retten

Du bist derjenige, der eine Maske trägt,

du bist derjenige, der vorgibt meine Hilfe nicht zu brauchen


Jetzt habe ich nichts mehr

Vielleicht ist das Mutigste, was ich tun kann, mich selbst zu retten


Mein Lebenszweck war helfen und für alles Verständnis zu haben. Ich half bis zur absoluten Selbstaufgabe und sagte niemals "Nein" aus (wie ich heute anerkennen kann) Angst vor Ablehnung. Manche meinten, ich sei feige. Das traf mich, aber sie hatten Recht. Ich war zu feige mich meiner Sucht nach Harmonie und Bestätigung zu stellen. Für die Notwendigkeit auf mich selbst zu achten, brauchte ich drei Schlaganfälle. Gerade die Zeile in der Matt McClure singt "Vielleicht ist das Mutigste, was ich tun kann, mich selbst zu retten" kloppt mich jedes Mal wieder aus den Puschen. Ich liebte meinen Superhelden-Umhang. Er war meine zweite Haut, die Rolle meines Lebens, alles was mich über 35 Jahre ausmachte.


Ich erkannte die Ernsthaftigkeit mich selbst retten müssen und streifte den Superhelden-Umhang ab. Damit verlor ich alles, woraus ich jahrzehntelang meine Bestätigung und meinen Sinn zog. Mein Ego jammerte, brüllte und tobte. Ich merke immer noch, wie schwer es mir fällt, zu mir und dem, was ich wirklich will zu stehen, weil mir Ablehnung eine Scheißangst macht. Aber alles andere ist aber keine Option und so schwimme ich den langen Weg zurück zum Ufer.

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